Unsere

Geschichte

Unsere Geschichte


Gründung des Vereins

Am Nachkerb-Sonntag 1896 treffen sich in der Gastwirtschaft Michael Weber einige junge Männer mit der festen Absicht, einen neuen Verein in Hochstadt zu gründen. Man nennt diesen Verein zunächst wegen seiner anfänglichen Aktivitäten „Lustige Gesellschaft“. Kurz darauf gibt sich der Verein den Namen HUMORISTISCHER MUSIK-VEREIN "EDELWEIß".

Wie aus der Gründungsurkunde und der Originalsatzung hervorgeht, setzt sich der erste Vorstand zusammen aus dem Vorsitzenden Peter Heckert, dem Schriftführer Philipp Koch, dem Kassierer Karl Huhn und dem Inventarverwalter Johannes Mankel. Die übrigen Gründungsmitglieder waren Philipp Hofacker, Valentin Fischer, Andreas Emmel, Philipp Weber, Johannes Bechert und Heinrich Bauer.

Die Originalsatzungen werden am 29.8.1896 einstimmig von den insgesamt 10 Mitgliedern angenommen und von Bürgermeister Weber genehmigt. Sie sind noch heute im Besitz des Vereins. Aufgabe und Zweck des Vereins gilt allein "der Pflege des Humors in Wort und Musik".


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Die Jahre 1896 bis 1919

Als Hauptantriebsmotor in der Anfangszeit des Vereins tut sich Philipp Koch, genannt „Bäcker-Philipp“, hervor. Er unterhält einen Käsehandel und ist in der näheren und weiteren Umgebung bekannt. Durch seinen großen Aktionsradius lernt er andere humoristisch tätige Vereine kennen, mit denen er Kontakt aufnimmt. Das Hochstädter Vereinsleben widmet sich bis ins ausgehende 19. Jahrhundert dem Gesang, dem Sport und dem Obst- und Gartenbau. Nun hat Hochstadt einen Verein, der zu den humoristischen Vereinen zählt, die sich also differenziert mit Wort und Schrift auseinandersetzen und meist auch die Musik zur Geselligkeit pflegen.

Das erste registrierte vereinseigene Instrument ist eine Ziehharmonika, die bei der Firma Sennelaub in Frankfurt gekauft wird. Um weitere Instrumente zu finanzieren, zieht man am Fastnachtsdienstag 1897 mit einer Drehorgel und besagter Ziehharmonika durch die Straßen. Der Erlös reicht für eine Pauke und eine Trommel. Bald kommen noch weitere Instrumente hinzu und es wird für die so entstandene Kapelle ein Dirigent namens Heinemann aus Frankfurt verpflichtet. Ähnlich der weit verbreiteten Sängerwettstreite, gibt es auch Wettstreite für Vereinskapellen. Die Musiker des Vereins üben gerade mal ein halbes Jahr, als sie sich zur Teilnahme an einem Wettstreit mit acht Vereinen melden.

Der damals schon recht gut beherrschte Marsch „Wien bleibt Wien“ wird von den Organisatoren abgelehnt und der „Kaiser-Friedrich-Marsch“ als Pflichtmarsch angesetzt und fleißig einstudiert. Vor Ort wird man dann allerdings damit konfrontiert, dass nur die Ziehharmonikaspieler zugelassen sind und jeder Musiker einzeln – in Klassen eingeteilt – spielen muss. Trotzdem erringt der damalige Erste Vorsitzende Peter Heckert einen 1. Preis in der 2. Klasse. Der erste nachvollziehbar belegte Vereinsausflug geht nach Berkersheim bei Frankfurt, dem Wohnsitz des Gründungsmitgliedes Philipp Koch. Vom guten Abschneiden beim Musikwettstreit ermuntert nimmt man im darauffolgenden Jahr erfolgreich an einem Wettstreit in Griesheim teil, ehe der nächste im eigenen Vereinslokal stattfindet. Es folgen 1899 ein bedeutender Wettstreit in Isenburg, wohin der HMV mit der damals zum absoluten Erlebnis zählenden „Waldbahn“ fuhr, sowie danach eine weitere Veranstaltung im Vereinslokal.

An vielen Vereinsabenden kann man für ein Eintrittsgeld von 30 Pfennigen tanzen und sich bestens unterhalten lassen. Dass bei den wöchentlichen Übungsstunden meist ein Fass Bier getrunken wird, ist damals nichts Außergewöhnliches und so manches Fass findet sich noch heute mit der Begründung „Fass Bier (25 Ltr.) für Instrumente putzen - RM 3,70“ im Kassenbuch des Vereins. 1899 übernimmt Arthur Bayer, ein Zither-Spieler, den Dirigentenstab. Unter seiner Leitung erweitert sich das Repertoire der Musiker erheblich, was der Erfolg bei den zahlreichen überlieferten Veranstaltungen belegt. Urkundlich belegt ist ab diesem Zeitpunkt auch die bis in die 70er Jahre reichende Arbeit des Vereinsdieners, zu dessen Aufgaben die Kommunikation und die öffentlichen Bekanntmachungen zählen. Im Jahr 1901 erfolgt der Umzug des Vereins in die Gastwirtschaft Philipp Eibelshäusers „Zum Neuen Bau“. Gleichzeitig erfolgt ein Wechsel im Vorstand. Philipp Eibelshäuser aus der Nordstraße wird 1. Vorsitzender und ihm zur Seite steht der Althumorist Philipp Hofacker. Beide Männer setzen fortan andere Akzente und widmen sich mehr den humoristischen Vereinszielen. Arthur Bayer gründet daraufhin einen eigenen Zitherverein und scheidet aus dem Verein aus. Der Vereinswirt Philipp Eibelshäuser, ein hervorragender Handharmonikaspieler, übernimmt die musikalische Leitung des Vereins.

Da humoristische Betätigung erst richtig aufblüht, wenn die Öffentlichkeit einbezogen ist, entschließen sich die genannten Humoristen 1902 zur Herausgabe eines „Humoristischen Witzblattes“, das die Hochstädter spontan nach der bekannten humoristischen Schriftenreihe Friedrich Stoltzes die „Kreppelzeitung“ nennen.

Ein Blick in das Jahr 1904 zeigt, dass der Verein, der sich auch mit Theateraufführungen befasst, die eigens angeschaffte komplette Bühnenausrüstung nach Rendel verkauft, um sich ausschließlich auf Humor und Musik zu konzentrieren. 1905 wird dann als besonderes Ereignis die Anschaffung einer zweiten Pauke und einer weiteren Trommel erwähnt. Im Jahr 1906 vermerkt die Chronik zum 10-jährigen Bestehen die Anschaffung von Abzeichen, einer Vereinsstandarte und die Ausstattung der inzwischen 37 männlichen Mitglieder mit einheitlichen Mützen, die anlässlich eines Auftrittes in Langstadt erstmals im Einsatz sind.

Die Vereinsausflüge sind jährliche Höhepunkte des Vereinslebens und willkommener Anlass, die Vereinskasse zu erleichtern. Aus dem Kassenbuch geht hervor, dass immer mehr Mitglieder zum Militär eingezogen werden und am 20.2.1913 anlässlich des Kappenabends im Neuen Bau nur noch ganze 13 männliche Personen anwesend waren. Bis zum Jahr 1914 gehören die „Dorfunterhaltungsabende“, Bälle zu allen Gelegenheiten, Preiskegelveranstaltungen und die Kappenabende zum festen Bestandteil des Ortsgeschehens. Mit Beginn des 1. Weltkrieges ruht die aktive Vereinstätigkeit.

 

Die Jahre 1919 bis 1949

Am 3. März 1919 nimmt der Verein seine Tätigkeit mit einem Kassenbestand von RM 36,25 wieder auf. Eine Bestandsaufnahme der damals noch ausschließlich männlichen Mitglieder ergibt, dass 12 Mitglieder die Kriegswirren überstanden haben. Philipp Weber, Andreas und Heinrich Sonnemann, Ernst, Philipp und Jakob Eibelshäuser, Heinrich, Johannes und Josef Seibel, Andreas Burger, Wilhelm Mankel und Johannes Schäfer werden namentlich im Kassenbuch verewigt.

Nachdem der Kassenbestand am Jahresende noch keine hundert Mark beträgt, beschließen die Mitglieder kurzerhand, ein Stiftungsfest zu veranstalten, das dann auch über 800 Mark in die Vereinskasse bringt. In den folgenden Jahren steigen die Einnahmen und Ausgaben des Vereins wegen der anhaltenden Inflation so sehr, dass sich der Verein entschließt, die Kassenbuchführung ab Februar 1923 vorübergehend einzustellen. Die letzte Eintragung vom Januar verzeichnet eine Kranzspende in Höhe von RM 5.400,--, die bei einem Kassenbestand von RM 5.532,25 nahezu für einen Ausgleich sorgt. Erst die Währungsreform sorgt wieder für normale Verhältnisse. Im Jahr 1928 haben sich die Verhältnisse soweit normalisiert, dass sich der Vereinsdiener wieder jährlich mit RM 3,-- anstelle der 1922 gezahlten RM 600,-- begnügen muss. Der Verein päppelt den Kassenbestand mit einem zusätzlichen „Einschreibgeld“ der 15 Mitglieder auf und bringt die gesellige Vereinstätigkeit wieder in Schwung. Man leistet sich 1929 sogar zwei Vereinsausflüge.

Die 1930er Jahre bringen erneut erhebliche Veränderungen. Die humoristische Vereinsarbeit steht während der NS-Diktatur unter besonderer politischer Beobachtung. Dies führt dazu, dass die Vereinstätigkeit zunächst sehr eingeschränkt fortgesetzt wird und 1938 auf Druck der Nationalsozialisten ganz zum Erliegen kommt. Die Instrumente und das Vereinsvermögen werden von den Gründungshumoristen in der Zuversicht auf die Wiederaufnahme des Vereinslebens aufbewahrt.

Am Sonntag, 15. Februar 1948, finden sich die Humoristen zu einer Sitzung zusammen, in der sie die Neugründung des Vereins beschließen und Wilhelm Schröder zum Vorsitzenden, Philipp Mankel zum Schriftführer, Philipp Lind zum 2. Vorsitzenden und Peter Eibelshäuser zum Kassierer wählen.

Im März wird die neue Satzung erstellt, am 1. April von den Mitgliedern und am 26. April 1948 vom Landrat genehmigt. Im gleichen Jahr lässt sich der HMV auch die Herausgabe der Kreppelzeitung von den Alliierten genehmigen und wählt das Kreppelgericht. Wie sehr sich die Verhältnisse normalisieren, kann man aus der Tatsache schließen, dass 1949 bereits wieder an die GEMA (vorher STAGMA) und an das Finanzamt nennenswerte Beträge abgeführt werden müssen.

 

Die 1950er-Jahre

Die 1950er Jahre sind von der neuen Gründlichkeit der Behörden und Institutionen geprägt. So finden sich die Vereine und mit ihnen natürlich auch die Humoristen in einem Wust von Verordnungen wieder, die das Vereinsleben manchmal vor hohe Hürden stellt. Sperrstundenverordnungen, das Jugendschutzgesetz, Sekt-, Vergnügungs- und Lotteriesteuer und besonders das Gesetz für die Ruhe an Sonn- und Feiertagen werden zur permanenten Gratwanderung der Vereine. Letzteres Gesetz greift immer dann, wenn die wichtigsten Festivitäten der Humoristen anstehen. Die „Bannmeile“ um die Hochstädter Kirche, die im Umkreis von 150 Meter absolute Ruhe vorschreibt, wird den beliebten Umzügen der stets ausgelassen feiernden Humoristen zum Problem. Eine Kuriosität am Rande: Den Besuchern von Veranstaltungen, die aus der Ostzone angereist kommen, erlässt Bürgermeister Rauch großzügig die Vergnügungssteuer – besteht aber darauf, dass die Gäste die Eintrittskarten quittieren. 1956 müssen sogar alle Eintrittskarten auf der Gemeindebehörde abgeholt und die restlichen Karten wieder abgerechnet werden. §Tanzlustbarkeiten“ und Fastnachtssitzungen werden mit 25% besteuert.

Die Mitgliederversammlung vom 24. Januar 1952 wählt als Nachfolger für Wilhelm Schröder den bisherigen Schriftführer Philipp Mankel zum 1. Vorsitzenden. Er lenkt fortan 15 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Als 2. Vorsitzender begleiten ihn über ein Jahrzehnt Johannes Fischer und der Kassierer Peter Eibelshäuser. Am Samstag, 27. Oktober 1956, feiert der Verein sein 60-jähriges Bestehen. Am Festkommers wirken die Sängervereinigung Hochstadt, der Zither-Verein Alpenrose, der Turnverein Hochstadt und das Walzer´sche Doppelquartett mit. Die Veranstaltung wird zum bis dahin größten Fest des Vereins nach der Wiedergründung.

 

Die 1960er-Jahre

In den 1960er Jahren sind die Rosenmontagsveranstaltungen die jährlichen Höhepunkte des Vereinslebens. Bis zu 16 Vorträge umfasst das Programm von 1962, das vom Programmausschuss, bestehend aus Johannes Koch, Hans Cordes, August Fieres und Karl Weis, zusammengestellt wird. Dem Sitzungspräsidenten Johannes Koch oder „Koche-Jean“, wie er genannt wird, stehen Karl Krämer und Peter Eibelshäuser als Zeremonienmeister sowie Jakob Mankel als Kellermeister zur Seite. Die liebevoll hergestellten Bühnendekorationen von Heinz Krämer benutzen auch Jahrzehnte später noch gelegentlich HMV-Aktive für ihre Programmnummern.

1962 wird auch die neue Vereinsfahne feierlich vorgestellt und an der Bühne befestigt. Inzwischen ist der Verein auf 48 Mitglieder angewachsen und noch immer befindet sich kein weibliches Mitglied in den Reihen. Die umfangreichen Programmpunkte der Sitzungen im Neuen Bau zwingen jedoch zu einer Maßnahme, die bis heute mit Erfolg praktiziert wird. Da die Männer des Elferrates ständig in Auftritte eingebunden sind, bleiben die Plätze im Komitee oft leer. So entschließt man sich 1962, einen Damen-Elferrat zu gründen. Er ist bis heute die Zierde jeder Sitzung und aus dem Fastnachtsgeschehen nicht mehr wegzudenken.

Mit der Vorstandswahl vom 24. Februar 1967 vollzieht sich ein Generationenwechsel im Vorstand, denn für Philipp Mankel, der 15 Jahre lang den Verein mit großem Erfolg geführt hat, übernimmt Wilfried Eibelshäuser den Vorsitz. Ihm zur Seite steht Helmut Roog als 2. Vorsitzender. Philipp Mankel wird zum Ehrenvorsitzenden mit Stimmrecht auf Lebenszeit ernannt. Im gleichen Jahr verstirbt der Alterspräsident Johannes Fischer. Der junge Vorstand führt die Humoristen zu neuen Ufern und 1966 wird der letzte Dorfunterhaltungsabend im Neuen Bau veranstaltet. Damit ist der Umzug ins Bürgerhaus vorprogrammiert. Während 1967 nur ein Rosenmontagsball im Bürgerhaus und 1968 ein Kappenabend mit humoristischen Einlagen im Neuen Bau stattfinden, proben die Humoristen 1969 bis 1972 die ersten Fastnachtssitzungen im Neuen Bau, ehe der Sprung ins Bürgerhaus gewagt werden kann.

Wilfried Eibelshäuser bekleidet nach seiner Wahl nicht nur das Amt des 1. Vorsitzenden, er fungiert ab diesem Zeitpunkt auch als Sitzungspräsident. Seine bis heute gerne erinnerte, sprichwörtliche Gründlichkeit, gepaart mit der Gabe, dem Leben stets die schönen Seiten abzugewinnen sowie die Maxime, auch wirklich auf alle Mitglieder einzugehen, prägen die Vereinsarbeit. Helmut Roog rundet die Leistung des Führungsgespannes mit großem Organisationstalent ab, wodurch die gesamte Mannschaft eine gute Basis besitzt, mühelos den Schritt in Richtung „Großveranstaltungen“ zu gehen. Immerhin ist es schon ein großer Schritt, den Sprung vom 120-köpfigen Publikum zur Zuschauerkulisse des Bürgerhauses zu wagen. Noch heute kann man anlässlich der öffentlichen und – noch mehr – der internen Veranstaltungen im Neuen Bau einen Hauch Nostalgie und familiäre Gemütlichkeit erleben, von der die eingefleischten Humoristen und Humoristinnen so schwärmen.

 

Die 1970er-Jahre

Im Jahr 1970 befasst sich der Verein im Zusammenhang mit der Verlagerung des Sitzungsgeschehens in das Bürgerhaus Hochstadt erstmals mit der Eintragung in das Vereinsregister. Kenner des Vereinsrechtes wissen um die feinen Haftungsunterschiede und das persönliche Risiko aller Mitglieder eines nicht eingetragenen Vereins. So beschließt die Mitgliederversammlung am 28. Februar 1970, die erforderlichen Formalitäten einzuleiten. Es sollen jedoch noch 12 Jahre ins Land gehen, ehe dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wird.

Am Freitag, 8. Oktober 1971, findet im Bürgerhaus eine respektable Jubiläumsfeier anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Vereins statt, deren Schirmherren der damalige Landrat Martin Woythal und Bürgermeister Philipp Ziegler sind. Anlässlich dieser Feier wird August Fieres für seine 50-jährige, Philipp Mankel für seine 40-jährige sowie Peter und Philipp Eibelshäuser, Ernst Röder und Karl Krämer für ihre über 40-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Beherrschendes Thema der Mitgliederversammlung vom 12. November 1971 ist der Bruch mit der Tradition der „Dorfunterhaltungsabende“, an deren Stelle Fastnachtssitzungen im Bürgerhaus stattfinden sollten. Die Sorge um höhere Risiken, aber auch die Tatsache, dass der Saal des Vereinslokales bei Festveranstaltungen aus allen Nähten platzt, sind Gegenstand der Beratungen. Arbeitseinsätze anderer Größenordnungen und die Traditionsdiskussion erhitzen immer wieder die Gemüter. Nach einigen Stunden steht der Umzug ins Bürgerhaus fest und es wird ein Vergnügungsausschuss gebildet, der die Organisation in die Hand nimmt. Als Vorsitzender des Vergnügungsausschusses fungiert Helmut Roog, der von Richard Becker, Franz Matthes, Heinz Lohr, Fritz Roog, Heinrich Huhn, Hans Heide und Manfred Birkenstock unterstützt wird. Am Samstag, 3. Februar 1973, findet die erste Fastnachtssitzung im Bürgerhaus Hochstadt statt, für die kräftig investiert wird.

Sitzungspräsident Wilfried Eibelshäuser kann auf einen großen Hofstaat zurückgreifen und die Bühne zieren ein riesiges, von Hans Röder angefertigtes, beleuchtetes Transparent und nagelneue Bütten. Der Eintrittspreis beträgt DM 4,-- an der Abendkasse. Trotz aller im Vorfeld geäußerten Bedenken kommt das treue Publikum in Strömen und die Veranstaltung wird zu einem großen Erfolg.

Bereits im März 1973 findet eine Mitgliederversammlung statt, die wegen großer Zufriedenheit mit 45 Minuten Dauer als die kürzeste Versammlung der Humoristen in die Geschichte eingehen wird. Im darauffolgenden Jahr wählt man als Bühnendekoration eine Haifischbar und hat mit dem „Soldatenstück“ und zahlreichen guten Zugnummern erneut Erfolg, der sich in den darauffolgenden Jahren stabilisiert.

Wilfried Eibelshäuser hat trotz des großen Erfolges oft große Mühe, den Aktiven die zur Durchführung einer gut organisierten Veranstaltung gehörende Disziplin näherzubringen. Den Erfolg der Sitzungen und die positive Resonanz schmälert die Auseinandersetzung jedoch nicht.

1974 findet sich in den Protokollen des Vorstandes der aus heutiger (Winzer-)Sicht bemerkenswerte Eintrag: „Die Weinlese ist abgeschlossen. Am Samstag, dem 28.9.74, treffen sich die Mitglieder Hans Schmitt, Manfred Heckert, Wilfried Eibelshäuser und Hans Röder bei unserem Winzer August Fieres.“ Die angerückten Humoristen müssen für die Umarbeitung der heimischen Traubenernte zu Most sorgen. Dafür wird anlässlich des Hallenfestes, wie noch heute das regelmäßig veranstaltete Fest in der Feldscheune hinter der Ringmauer heißt, der Wein des letzten Jahrganges ausgeschenkt.

Zwei Jahre später fährt eine große Abordnung der Humoristen zum „Spiel ohne Grenzen“ in die Partnerstadt Luisant. Anschließend richtet der HMV zusammen mit der Sängervereinigung die Kerb aus. Nach Jahren kräftezehrender Doppelbelastung fasst Wilfried Eibelshäuser am 25. März 1977 den Entschluss, sich nur noch auf das Amt des Sitzungspräsidenten zu konzentrieren. Die Versammlung wählt Hans Heide zum neuen Vorsitzenden des Vereins. Bereits ein Jahr später übernimmt Manfred Birkenstock dieses Amt und führte den Verein äußerst routiniert und professionell. Birkenstocks Perfektion, Genauigkeit und Zuverlässigkeit sorgen für eine zielstrebige Aufbauarbeit, in der sich viele gute Kräfte bewähren.

 

Die 1980er-Jahre

Das Jahr 1980 wird von einer Idee des 1. Vorsitzenden Manfred Birkenstock geprägt, die heute auch in anderen Ortsteilen anzutreffen ist. Er hebt das „Hochstädter Altstadtfest“ aus der Taufe. Es findet erstmals am 29. Juni 1980 auf dem Hochstädter Rathausplatz statt und ist über Jahrzehnte hinweg das bedeutendste Sommerfest des Humor-Musik-Vereins. Nach kurzer Zeit muss Manfred Birkenstock aus beruflichen Gründen die Vereinsgeschäfte wieder an Hans Heide übergeben.

Die Veränderungen in der Vorstandsarbeit bedürfen gründlicher Beratungen, zu denen sich der Vorstand geschlossen für mehrere Tage nach Jossa in Klausur begibt. Auch dies wird seitdem bis auf wenige Unterbrechungen all- beziehungsweise zweijährlich von den Humoristen praktiziert. Im gleichen Jahr gründet der Verein aus der Jugendtanzgruppe das 1. Maintaler Majorette-Korps, das über viele Jahre von Jutta Dammann geleitet wurde.

Ab 1981 werden die Aktivitäten der Humoristen von den Ideen des Neuhumoristen Klaus Klee beeinflusst. Er organisiert zunächst zusammen mit Norbert Dammann das erste Jugendzeltlager des Vereins und wählt dafür die Hochrhön aus. Diese Veranstaltung wird über mehrere Jahre zum festen Bestandteil des Vereinslebens.

Nach anfänglichen Veränderungen, die er am vorhandenen Bühnenbild vornimmt, öffnet Klaus Klee mit dem Bau eines dreidimensionalen Bühnenbildes, das in der Mitte durch ein Stadttor begehbar war, die Bühnenmitte, wodurch vom Präsidenten die Sitzungen in der Art eines Conférenciers moderiert werden können. Für die Karnevalisten ist das eine gewaltige Umstellung, doch sie stellen nach kurzer Eingewöhnungszeit fest, dass das Konzept Vorteile hat und es die Wirkung der Kleinkunst- und Gesangsnummern unterstreicht.

Die Diskussion „Tradition oder Fortschritt“ - das beherrschende Thema der Mitgliederversammlung vom 2. April 1982 – geht zugunsten von Tradition und Fortschritt aus, denn Helmut Roog wird zum Vorsitzenden und Klaus Klee zum 2. Vorsitzenden gewählt. Mit dem Eintrag in das Vereinsregister 1982 setzt der neue Vorstand einen zwölf Jahre alten Vorstandsbeschluss um. Am 16. Dezember 1982 erfolgte der Eintrag auf dem Amtsgericht Hanau.

Im September 1983 werden die Humoristen von einer unerwarteten Entscheidung des langjährigen Sitzungspräsidenten Wilfried Eibelshäuser überrascht. Die angeschlagene Gesundheit zwingt ihn zu einer Pause. Für ihn übernimmt Klaus Klee das Kommando über das Sitzungsgeschehen. Norbert Dammann wird gleichzeitig 2. Vorsitzender. Das Sitzungsgeschehen verläuft dank der tatkräftigen Unterstützung des „Mister HMV“, wie Wilfried Eibelshäuser liebevoll genannt wird, und der eingespielten Mannschaft überaus erfolgreich. Das Publikum nimmt die neuen Akzente des Sitzungspräsidenten Klaus Klee an und die Humoristen liefern tadellose Programme ab. Völlig neu ist, dass die Sitzungen vom Sitzungspräsidenten und einer Co-Moderatorin geleitet werden, in deren Rolle sich Tanja Dammann bewährt.1985 befasst man sich mit der Vorbereitung des 90-jährigen „Zwischenjubiläums“, wobei es zu unterschiedlichen Auffassungen über die Festveranstaltungen kommt. Unterschiedliche Auffassungen über die Zielrichtung des weiteren Vorgehens führen zum Wechsel im Sitzungspräsidium.

Norbert Hauser führt zusammen mit Tanja Dammann durch das Programm des nächsten Jahres.1987 meldet sich Wilfried Eibelshäuser als Sitzungspräsident wieder zurück. Er wird 1988 zum Ehrenmitglied ernannt.

Am 10. März 1989 endet die letzte Amtszeit des langjährigen 1. Vorsitzenden Helmut Roog, zu dessen Nachfolger der wieder zurückgekehrte Manfred Birkenstock gewählt wird. Gleichzeitig wird Oliver Böff zum 1. Kassierer gewählt, der das Amt bis 1999 bekleidet.

 

Die 1990er-Jahre

Der HMV steuert in ruhigen Gewässern unter Leitung von Hendrik-Gregor Lippa-Mankel, der souverän zahlreiche Veränderungen und die Überarbeitung der Satzung durchführt. 1991 wird das Amt des 2. Kassierers Hans Hofacker neu besetzt. Mit ihm tritt ein Mann in den „Vereinsruhestand“, der über ein Jahrzehnt in unvergleichbarer Pflichterfüllung und Genauigkeit den pekuniären Teil der Kassengeschäfte abgewickelt hat.

1993 tritt der Verein dem Bund Mittelrheinischer Karneval e.V. bei, nachdem Hendrik-Gregor Lippa-Mankel auch das Amt des Sitzungspräsidenten übernommen hat. Im gleichen Jahr wird nach behördlicher Prüfung der Vereinsgeschäfte und der Satzung die Gemeinnützigkeit anerkannt. Hendrik-Gregor Lippa-Mankel führt die Vereinsgeschäfte und die Sitzungen bis zu seinem Entschluss, nach Irland auszuwandern.

Im Jahr 1994 kehrt Klaus Klee wieder in den aktiven Teil des HMV-Geschehens zurück, übernimmt die Pressearbeit sowie die Vorbereitung der Festschrift mit den historischen Aufzeichnungen.

Am 27. Juni 1995 wählt die Mitgliederversammlung Björn Misiewicz zum neuen 1. Vorsitzenden des Vereins. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich in der Vereinsführung ein Generationswechsel vollzieht, der von den bewährten Kräften unterstützt wird.

Wilfried Eibelshäuser leitet wieder das Sitzungsgeschehen und der Verein steuert gut gerüstet in das Jubiläumsjahr 1996.

1996 feiert der HMV das 100-jährige Jubiläum und richtet die Jubiläumskerb aus. Schirmherr ist der damalige Hessische Wirtschaftsminister Lothar Klemm. Die Kerb bietet Highlights wie eine HR3-Disco, die original Zillertaler und einen Vereinsabend, dem am gleichen Tag ein Jubiläumsfestzug durch den alten Ortskern vorausgeht, der über 25 Motivwagen und Gruppen zählt. Moderiert wird der Umzug von Karl Örtl, dem fernsehbekannten hessischen Karnevalsmacher. Beim Festkommers fährt der HMV ebenfalls groß auf. Neben Auftritten der Hochstädter Gesangsvereine und Chöre wird erstmals eine von einer Großleinwandprojektion begleiteten Laudatio gehalten, die Aufsehen erregt; anschließend spendiert der HMV den Anwesenden das Zweistundenprogramm des bekannten Kabarettisten Rainer Bange, der zusammen mit dem Roland-Schneider-Trio auftritt. Die farbige Festschrift, die völlig frei von Werbung bleibt, ist von der anspruchsvollen Aufmachung her ein Novum für Maintal.

1999 übergibt Wilfried Eibelshäuser endgültig und unwiderruflich das Amt des Sitzungspräsidenten an Thorsten Heide.

 

Die 2000er-Jahre

Ein weiteres großes Jubiläum steht 2002 an: Die „Hochstädter Kreppelzeitung“ kann ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Die Jubiläumsausgabe wird in einer Auflagestärke von über 5000 Exemplaren an alle Haushaltungen verteilt. Beim Radiosender HR4 ist Chefredakteur Klaus Klee mit einem Interview vertreten, das die Kreppelzeitung weit über die Grenzen Maintals hinaus bekannt macht.

Der HMV erlebt Jahre des großen Aufschwungs, der stabilen Finanzen und der Verjüngung, die mit einer Reihe von Neuerungen und Neugründungen sichtbar werden.

Sichtbar lässt sich der HMV nieder mit einer Geschäftsstelle Am Röderberg in der früheren Gaststätte des HMV-Mitglieds „Toni“ Lohr. 2001 beginnen die Humoristen mit Fachleuten aus den eigenen Reihen mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten, der Mietvertrag über fünf Jahre läuft ab 2002. Die Geschäftsstelle ist von da an zentraler Übungs- und Treffpunkt für alle Vereinsgruppen sowie der Arbeitsort für die Nähfrauen.

Das Publikumsinteresse an HMV-Veranstaltungen nimmt stark zu. Das schlägt sich in den Ergebnissen öffentlicher Feste und insbesondere bei der steigenden Nachfrage nach Eintrittskarten zu den Fastnachtsveranstaltungen nieder. Dazu betreiben die Verantwortlichen eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit und ernten die Früchte einer überaus starken und gut strukturierten Jugend- und Aufbauarbeit. Das neue Konzept der Humoristen beinhaltet ein neu strukturiertes und von Klaus Klee geleitetes Finanzmanagement, einen gut und verlässlich arbeitenden Wirtschaftsausschuss unter der Leitung von Uwe Lutz, ein neues technisches Konzept bei der Herstellung der Kreppelzeitung, die Implementierung eines Kreativ-Teams unter der Leitung von Michael Seßner und Zusatzinitiativen, wie das Sprachtraining für Kinder und Jugendliche.

2002 gründet sich die „Hochstädter Lärmbelustigung“ als zweite hessische Guggemusikgruppe überhaupt. Angestoßen von Katja Heide lockt die neue Musikgruppe gleich 17 junge Interessenten an. Sie rekrutieren sich vorwiegend aus der Gruppe derer, die zugleich Mitglied des örtlichen Posaunenchors sind, beherrschen also ihr musikalisches Fach und finden bei den „Lärmern“ eine neue Art des Musizierens. Schon kurz nach der Gründung gibt es für 2003 die ersten Anfragen von Festveranstaltern und Fastnachtsvereinen der Region. Am 1. Februar 2003 feiern die „Lärmer“ Bühnenpremiere beim HMV im Bürgerhaus Hochstadt. Es folgen in den ersten Jahren auch Auftritte in Sendungen des Hessischen Fernsehens.

Der bisherige Erste Vorsitzende Björn Misiewicz, der sein Amt im Frühjahr 2003 aus vereinsinternen Gründen niederlegt, wird kommissarisch von Klaus Hahn, dem 2. Vorsitzenden vertreten. Die Humoristen wählen im Frühjahr 2004 Andreas Koffler zum neuen Ersten Vorsitzenden und nutzen die neue Konstellation, die die Aktivitäten der Humoristen dank des fortschrittlichen und erfolgreichen Führungskonzeptes und des perfekten Teamgeistes weiter beflügeln.

2005 unterstreicht der HMV mit der Gründung einer eigenen Kabarett-Gruppe den hohen Stellenwert  des Umganges mit unserer Sprache im Verein: „Mikrokosmos“ debütiert beim 25. Altstadtfest, tritt danach jedes Jahr im Gemeindehaus auf, zunächst mit zwei Veranstaltungen, die aber angesichts der steigenden Nachfrage rasch zahlenmäßig ausgebaut werden. Die talentierten Köpfe im Verein sucht Frank Walzer zusammen, der die Gruppe koordiniert und auf die wertvolle Vorarbeit von Klaus Klee aufbaut. Die Stücke schreibt die Gruppe selbst. Füllte Mikrokosmos beim Debüt am 26. Juni 2005 auf dem Rathausplatz eine Dreiviertelstunde, sind es hernach über zweieinhalb Stunden satirische Unterhaltung mit viel Lokalkolorit – ein Alleinstellungsmerkmal in Maintal.

Bei den meisten Vorstandsämtern vollzieht sich in diesen Jahren eine Verjüngung, so auch bei den Vorstandswahlen 2006, als Stefan Lohr das Amt des 2. Vorsitzenden von Klaus Hahn nach dessen langjährigem Engagement übernimmt.

Mit der Kampagne 2006/07 feiert der HMV sein 111-jähriges Bestehen. Nach dem Motto „1+1+1=3“ entscheidet sich der Verein, eine dritte Fastnachtssitzung im Hochstädter Bürgerhaus zu veranstalten – an nur einem Wochenende: Auch der Sonntagnachmittag ab 17 Uhr steht im Zeichen der Fastnacht und ist ebenso ausverkauft wie die Veranstaltungen zuvor.

Ebenfalls neu ist das Frühlingshallenfest. Den feierlichen Höhepunkt des fastnachtlichen Jubiläums bildet jedoch die Hochstädter Zeltkerb, die der HMV zusammen mit dem Hochstädter Posaunenchor ausrichtet, der wiederum sein 40-jähriges Bestehen feiert. Das Programm lockt die Besucher an allen vier Kerbtagen in Scharen an. Mit dem Auftritt der „Quietschboys“ wird der sonst eher mäßig besuchte Freitagabend wiederbelebt. Auch der Kerbsonntag als Jubiläentag erregt viel Aufsehen. Zunächst feiert der Posaunenchor im Rahmen des Zeltgottesdienstes sein Jubiläum, am frühen Abend sind dann die Humoristen an der Reihe, die mit einem Umzug durch Hochstadt und einem Vereinsabend die Besucher ins Zelt locken.

Verabschieden müssen sich die Humoristen an der Kerb von ihrer langjährigen Vereinsband, die beim Frühschoppen am Kerbmontag ihren letzten Auftritt hat, bevor Helmut Roog und Heinz Lohr ihren wohlverdienten „Ruhestand“ antreten und somit den Platz frei machen für die neue HMV-Band „Just for fun“.

Arbeitsam bleiben die Tage nach der Kerb: Am Wochenende nach Kerbmontag steht der Umzug in die neue Geschäftsstelle über der Gaststätte „Zum Neuen Bau“ an. Für das Mietobjekt am Röderberg ist wegen Eigenbedarfs der Mietvertrag nicht verlängert worden. Daher entscheiden sich die Humoristen in einer kontrovers geführten Debatte an der Jahreshauptversammlung 2006 im Großen Saal des Neuen Baus mehrheitlich, just dort ihre neue Vereinsheimat aufzubauen. Seit Juli 2007 ist der Verein an der Hauptstraße 44 angesiedelt.

Zunächst wollen die Humoristen für die Kampagne 2007/08 ihre Zahl an Fastnachtsveranstaltungen aus Rücksicht auf die Belastbarkeit der Aktiven wieder reduzieren. Als die Sitzungskarten dann allerdings am Tag der Vorbestellung sensationell nach nur 6(!) Minuten ausverkauft sind, bleibt den Humoristen nichts anderes übrig, als erneut eine dritte Sitzung zu veranstalten – wiederum ausverkauft. Die Jahreshauptversammlung 2008 mit den anstehenden Vorstandswahlen bringt einige Veränderungen in den Vorstandsreihen mit sich. Michael Seßner gibt sein Amt als 1. Schriftführer, Carolina Schock ihr Amt als 1. Kassiererin ab. Neu gewählt werden dafür Simone Wilhelm und Dagmar Klyn. Die Frauenpower im Verein schlägt sich im neuen Vorstand deutlich nieder: Der Vorstand setzt sich nun aus 9 Frauen und nur 5 Männern zusammen.

 

Die 2010er-Jahre

Nicht mehr von traditionellen Festen abhängig sein, längerfristig investieren: Diese Ziele nimmt sich der Vorstand des Humor-Musik-Vereins „Edelweiß“ 2008 vor, um weiterhin gute finanzielle Grundlagen für die 2010er Jahre zu schaffen. Es sind keineswegs leichte, aber gut bedachte und wegweisende Entscheidungen. Die Bilanz nach zwei Jahren ist beachtlich: Die Rücklagen sind satt aufgestockt, neuere finanzielle Standbeine wie das Kabarett von „Mikrokosmos“ und die Fastnachtsparty am Rosenmontag in der Vereinsheimat über dem „Neuen Bau“ (seit 2009) bieten gute Zukunftsaussichten. Ebenfalls richtet der HMV seit 2009 ein „Kirschbaumfest“ im Hof von Stefan und Simone Wilhelm an der Hauptstraße aus. Nicht nur die Einnahmeseite, auch die Ausgabeseite überdenkt der Vorstand. Schon nach zwei Jahren amortisieren sich größere Investitionen in Technik und Auftritts-Equipment, die sonst im jährlichen Budget kräftig eingeschlagen sind. Im immateriellen Bereich arbeiten die Humoristen ebenfalls an einer sicheren Zukunft. Mit einer „Dichterwerkstatt“ werden ab 2010 Jungtalente intensiv gefördert. Organisiert wird diese neue Förderung des Nachwuchses von dem Quintett Nina Stein, Lisa Paret, Johannes Matthias, Colin Stein und Frank Walzer.

Mit der Umorientierung im finanziellen Bereich und der Intensivierung der Nachwuchsförderung reagieren die Humoristen auf zwei zentrale Herausforderungen dieser Zeit: die Erosion der Einnahmen durch öffentliche Feste sowie den demografischen Wandel. Der HMV hat in der Altersklasse der Jugendlichen nun hingegen ein „Luxusproblem“: Immer mehr Jugendliche drängen mit gesprochenen Stücken auf die Sitzung der Erwachsenen. Das Sitzungspräsidium gibt ihnen auf der Fastnachtssitzung einen festen Platz zur freien Entfaltung mit dem Jugendgruppenstück, das 2012 erstmals zu sehen ist die Fastnachtsbühne der Erwachsenen. Die Jugendlichen, die aus allen Maintaler Stadtteilen kommen, gestalten Texte, Requisiten und Abläufe durchweg selbst. Die erste Generation besteht komplett aus Teilnehmern der Dichterwerkstatt.

An der Vereinsspitze setzen die Humoristen auf Kontinuität. Den geschäftsführenden Vorstand bilden auch nach den Wahlen 2012 Andreas Koffler (1. Vorsitzender), Stefan Lohr (2. Vorsitzender und Wirtschaftsausschuss), Dagmar Klyn (1. Kassiererin), Simone Wilhelm (1. Schriftführerin) und Thorsten Heide (Sitzungspräsident). Dafür vollzieht sich bei der Jugendleitung ein Wechsel, Rosita Greene übergibt die Verantwortung an Manuela Fischer.

Zehn Jahre „Hochstädter Lärmbelustigung“ – zu diesem Anlass laden die Guggemusiker im Sommer 2012 zum großen Jubiläumsfest in den Garten der Gaststätte „Strohl“ ein. Zu Gast sind unter anderem die „Kinziggeister“. Nach einst 17 Gründerinnen und Gründern sind zum kleinen Jubiläum bereits 35 „Lärmer“ musizierend und unterstützend aktiv.

Ein fastnachtliches Jubiläum feiert die „Hochstädter Kreppelzeitung“ in ihrer Ausgabe von 2013. im 111. Jahr ihres Bestehens geben die Kreppelrichterinnen und Kreppelrichter ein paar Einblicke in ihre Redaktionsarbeit – natürlich in ihrer druckfrischen Ausgabe und in gewohnt humoristischer Form. 

Auf der Jahreshauptversammlung 2013 stimmen die anwesenden Humoristen einer Satzungsänderung zu: Der Vorstand wird um die Position einer stellvertretenden Jugendleitung erweitert. Damit wird nun der Tatsache Rechnung getragen, dass der Jugendarbeit durch die intensivere Förderung und den Grundsatz „Fastnacht von Kindern für Kinder“ auch mehr Arbeit erwächst. Jasmin Schmidt besetzt die Stelle der Stellvertreterin.

Ihr zehnjähriges Bestehen feiert „Mikrokosmos“ in diesem Jahr auf der Bühne: Vier Veranstaltungen sind erneut ausverkauft. 

Drei Treue Seelen des HMV werden an der Weihnachtsfeier 2013 zu Ehrenmitgliedern ernannt: Hans Heide, Heinz Lohr und Helmut Roog. Sie haben über Jahrzehnte hinweg den Verein geprägt, als Vorsitzende und Vorstandsmitglieder, als Musiker und als Aktive auf der Bühne. Noch immer bilden sie einen Kernteil des Wirtschaftsausschusses, der die Feste ausrichtet.

Die Vorstandswahlen 2014 ergeben eine Änderung bei der Schriftführung: Axel Grebhardt übernimmt die Aufgabe von Simone Wilhelm. Ab dem Jahr darauf wird der Jugendbereich von Jessica Sachse geleitet, deren Stellvertreterin ab 2016 Jessica Huhn ist.

Ehrenkreppelrichter ist er bereits, doch seine Verdienste für den Verein gehen weit über die satirische Richtertätigkeit hinaus; seine kreativen Ideen und sein Macher-Geist, seine Bereitschaft für Verantwortung im Vorstand und in zahlreichen Gruppen, seine Pionierleistungen für die HMV-Fastnacht und für „Mikrokosmos“ sind Gründe genug, Klaus Klee an der Weihnachtsfeier 2015 zum Ehrenmitglied zu ernennen.

Technisch rüstet der HMV auf. Bei „Mikrokosmos“ wird 2015 ein Fernseher ins Bühnenbild eingearbeitet. 2016 nutzen auch die Fastnachter eine Videowall, integriert in ein neues Bühnenbild.

Große Ehre für die Kabarettgruppe „Mikrokosmos“. Die Stadt Maintal verleiht ihr den Kulturpreis „Engagiert! 2016 – Maintal sagt Danke für Kultur“. Bei der Preisverleihung im Bürgerhaus vor opulenter Kulisse steht Frank Walzer als Leiter der Gruppe der HR-Moderatorin Simone Kienast Rede und Antwort. Mit dem Preis steigt die Nachfrage: Kabarett findet nun fest etabliert an fünf Auftrittsabenden statt.

Am „Hexenturm“ in Hochstadt, dem Narrenhaus an der nördlichen Ringmauer, hat das Männergruppenstück bereits ein Fest ausgerichtet. 2016 veranstaltet erstmals der Gesamtverein das „Hexenturmfest“ im Juli – am traditionellen Kerb-Termin. Ein neues Fest rufen die Humoristen auch 2017 ins Leben: „Tanz in den Mai“ in der Geschäftsstelle. Wenige Wochen später begehen die „Lärmer“ ihr 15-jähriges Jubiläum und nutzen am Waldsportplatz zwei Tage nach Vatertag die Infrastruktur der Radballer. Mehrere Guggemusikgruppen feiern und musizieren mit.

Das Dichterwerkstatt-Team verstärkt und verjüngt sich, und dabei werden die einst Ausgebildeten zunehmend selbst zu Ausbildern. Die Besetzung des Jugendgruppenstücks 2018 zählt im selben Jahr – und von da an – zu den „Werkstatt-Meistern“.

Eine weitere große Ehre wird „Mikrokosmos“ zuteil: Am 13. November 2018 erhalten sie aus den Händen von Landrat Thorsten Stolz einen der Kulturpreise des Main-Kinzig-Kreises. „Scharfzüngige Satire zeichnet die Gruppe ebenso aus wie Tiefgang und Niveau. Sie ist die Verkörperung eines wachen, aufgeklärten, kritischen und sehr humoristischen Geistes“, begründet Laudator Thorsten Stolz, der selbst schon öfter die jährlichen Aufführungen besucht hat, den mit 3.000 Euro dotierten Preis für den HMV. „Mikrokosmos gelingt es immer wieder, einen Spagat zwischen großen Fragen des Weltgeschehens und kleinen lokalpolitischen Geschehnissen auf die Bühne zu bringen, sodass beim Publikum zwar kein Auge trocken, aber doch auch eine Spur von Nachdenklichkeit bleibt.“ Frank Walzer hält für die Gruppe die Dankesrede: „Wir wollen Ausgrenzung, Ungerechtigkeiten, Demokratiefeindlichkeit und Humorlosigkeit in unserer Gesellschaft nicht einfach hinnehmen, sondern machen sie zum Thema.“ Zudem stellt er die vielen Unterstützer und Impulsgeber von „Mikrokosmos“ in den Vordergrund, stellvertretend Klaus Klee.


Nach den letzten Vorstandswahlen des Jahrzehnts setzt sich der Vorstand des Humor-Musik-Vereins „Edelweiß“ wie folgt zusammen: Andreas Koffler (1. Vorsitzender), Stefan Lohr (2. Vorsitzender), Dagmar Klyn (1. Kassiererin), Myriam Mair (2. Kassierer), Daniel Götz (1. Schriftführer), Johanna Röll (2. Schriftführerin), Thorsten Heide (Sitzungspräsident), Simone Wilhelm (Wirtschaftsausschuss), Jessica Lohr-Sachse (Jugendleiterin), Jessica Huhn (2. Jugendleiterin),  Nina Walzer-Stein (Pressewartin), Gabi Stein, Luis Cercas, Kevin Klyn und Frank Walzer (jeweils Beisitzer).

 

Die 2020er

Die Hochstädter Humoristen sind eine eingeschworene Gemeinde mit offenen Armen und offenen Herzen. Und das ist wichtig zu Beginn der 2020er-Jahre, die vor allem durch ein Thema beherrscht werden: Corona. Es liegen nur wenige Tage zwischen dem Verkauf der „Hochstädter Kreppelzeitung“, dem Rosenmontags-Vergnügen in der HMV-Geschäftsstelle, den letzten Auftritten der „Hochstädter Lärmbelustigung“, Aschermittwoch am 26. Februar 2020 – und dem ersten bekannten Fall von Corona im Main-Kinzig-Kreis. Genauer gesagt: eine Woche zwischen einem ausgelassen gefeierten Fastnachtsdienstag und der ersten positiv getesteten Person.

Die Folgen der sich ausbreitenden Coronavirus-Pandemie für die Vereinsaktivitäten werden schon im März und April immer klarer. Der Vorstand entscheidet, seine Vereins-Geschäftsstelle vorübergehend zu schließen und später nur unter strikten Hygiene- und Abstandsregeln wieder zu öffnen. Gruppentreffen und Vorstandssitzungen finden über Monate hinweg in digitalen Sphären statt. „Mikrokosmos“ sagt im Mai seine – wie sonst – für Herbst geplanten Veranstaltungen ab. Das Sitzungspräsidium zieht im Sommer nach, im Einklang und in enger Abstimmung mit allen anderen Maintaler Fastnachtsvereinen: keine Sitzungen. Eine zeitlich aufgeschobene Jahreshauptversammlung kann im Oktober 2020 mit viel Stuhlabstand im Bürgerhaus stattfinden, die nächste im Frühjahr 2021 wiederum nur virtuell.

Aber das Vereinsleben geht trotz aller weiter. Für eine Vereinschronik werden zahlreiche Interviews gefilmt und online gestellt, eine moderne, crossmediale Jubiläumsschrift entsteht 2020/2021. Die Fastnachtsbegeisterten lassen ebenfalls von sich hören und sehen. Sie erstellen in Wohnzimmern, in Privatgärten und am Schützenhäuschen „corona-konform“ Videobeiträge, die am Ende zu einem unterhaltsamen Gesamtwerk werden. In den sozialen Netzwerken sorgt das Video im Februar 2021 für reichlich Nachhall und bei den Mitgliedern für „Gänsehaut“ und „Tränchen“, wie sie den Filmproduzenten mitteilen. Im Sommer 2020 organisiert der Vorstand für alle Mitglieder ein HMV-Geocaching quer durch Hochstadt.

Das Kreppelgericht setzt seine Tradition fort und druckt eine „Hochstädter Kreppelzeitung“, die am Fastnachtssamstag verteilt wird. Das übliche Verkaufsformat in Verkäufergruppen und von Haus zu Haus ist zwar nicht erlaubt, wohl aber die Bestellung von „Kreppelpaketen“ mit Lesestoff und Leckereien, die vor der Tür abgestellt werden. Das Kreppelgericht verpackt viele hundert Kreppel und Zeitungen bei minus 13 Grad und teilt sie mit einigen Unterstützerinnen und Unterstützern aus, und zwar alles komplett im Freien. „Humoristinnen und Humoristen nehmen es, wie fast alles in ihren zwölfeinhalb Jahrzehnten seit Vereinsgründung, mit einer großen Portion Kreativität, positivem Trotz und unbesiegbarem Humor.“ So beschreibt es das Kreppelgericht in seiner Ausgabe 2021 , noch in der Hoffnung auf eine rasche Rückkehr zum normalen Vereinsbetrieb.

Das Jubiläum „125 Jahre HMV“ wird gleichwohl nicht gefeiert. Ein geplanter Festkommers im September fällt den erneut steigenden Infektionszahlen zum Opfer, ein Fest im Sommer wäre ebenfalls noch zu früh gewesen. Selbst für ein Live-Programm von „Mikrokosmos“ im Oktober erscheint die Situation noch zu unsicher. Eine bereits bestätigte Teilnahme am Kultursommer Main-Kinzig-Fulda – der Traditionsreihe mit namhafter Live-Kultur – sagt die Kabarettgruppe ab und digitalisiert stattdessen ein über anderthalbstündiges Programm. Am 30. Oktober wird es als Link, USB-Stick oder wahlweise DVD, zusammen mit Sekt und Snacks, frei Haus ausgeliefert, analog zu den „Kreppelpaketen“. Die Gruppe möchte damit ein Stück des Mikrokosmos-Gefühls über die Pandemiezeit bringen.

Die Planungen des Humor-Musik-Vereins „Edelweiß“ für die weiteren Aktivitäten im Jahr 2022 stehen nach all den Erfahrungen der Jahre 2020 und 2021 unter einem Vorbehalt. Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden zwar nicht mehr nachgeholt, dafür aber kehrt die Fastnacht auf die Bürgerhaus-Bühne zurück – erneut mit drei Sitzungen. Und statt Zeltveranstaltung wie für 2021 geplant findet ein umso erfolgreicheres, zweitägiges Hexenturmfest statt, inklusive Gugge-Festival am Sonntag anlässlich 20 Jahre Hochstädter Lärmbelustigung.

Im Verein zeigen die Aktiven eine reiche Ideenvielfalt, um für gemeinsame Momente zu sorgen, Tradition und neue Wege zu verbinden, nach wie vor junge Menschen zu fördern – und bei allen Unwägbarkeiten die Nerven nicht zu verlieren. Das zeigt sich auch bei den alles in allem geringen Erschütterungen, die Corona innerhalb des Vereins ausgelöst hatten, sowohl bei der Mitgliederzahl als auch im Vorstand und in relevanten Bereichen. Mit dem Format „Last Friday“ findet zudem seit Frühjahr 2023 jeweils am letzten Freitag in der Geschäftsstelle ein Abend für Mitglieder und Freunde statt – ein zusätzliches verbindendes Element im Vereinsjahr.