2025

Kampagne

Kampagne 2025

Feine Klinge, knallige Show


Dreimal ausverkauft: Hochstädter Humoristen begeistern ihr Publikum

Maintal. – Mit einer knalligen Bühnenshow und der besonderen Portion Satire hat der Hochstädter Humor-Musik-Verein „Edelweiß“ dreimal im restlos ausverkauften Bürgerhaus sein Publikum unterhalten. Die Humoristen zeichnen sich bei den Vorträgen aus durch Zeitkritik und einen wachen Blick auf das, was in und um Maintal vor sich geht. Sie ließen auch in diesem Jahr keine Wünsche offen. Sei es der fulminante politische Solo-Vortrag von „Windsling“ Colin Stein, das einschlägigen TV-Formaten nachempfundene „Hochstädter trifft Frau“ von Isabel Alvarez und René Kröller – fleißig unterstützt durch Nachwuchskellner Jacob Burger –, eine Unterwasserwelt à la Arielle in einem Gruppenstück mit vielen Maintaler Bezügen oder eine aktuelle Publikumsumfrage, die Sitzungspräsident Thorsten Heide auswertete: Die Gäste wurden wie immer auf originelle Weise überrascht. Was Maintal und die Region umtreibt, findet sich satirisch verarbeitet und höchstunterhaltsam beim HMV auf der Bühne wieder: feine Klinge, knallige Show.
Musik und Tanz sorgten für ein Eintauchen in ganz besondere Welten, unterstützt durch eine aufwändige Lichtshow und ein komplett digital wandelbares Bühnenbild. So nahmen die Showtanzgruppen das Publikum mit zur ultimativ letzten Poolparty im Maintalbad, in die Arktis, in die Karibik der Piratenzeit und auf die Hochhaus-Baustellen New Yorks. GreenRhythm hatte für die Poolparty früh vorgesorgt und noch Videos während des laufenden Badbetriebs im Sommer gemacht. Im Februar nun „planschten“ sie synchron mit den Strandnixen auf der LED-Wand – ein sehr beeindruckendes Zusammenspiel. In viel kältere Gefilde, nämlich in die Arktis und die Welt der Polarwölfe, trieb es die „No Limits“: Sie erzeugten eine dynamische Fantasy-Welt in eisiger Umgebung und ließen reichlich Gänsehaut-Momente aufkommen. Auf große Fahrt gingen „Girls United“, die ins Totenreich der Piraten hinabstiegen und mit viel tänzerischer Lebensfreude auch wieder herausfanden – zur Freude des Publikums. Und schließlich zog es auch das Männerballett in die Ferne, besser gesagt: in die Ferne und in die Höhe. Auf den Hochhausbaustellen New Yorks balancierten und tänzelten sie trittsicher und konzentriert, dass höchstens den Zuschauerinnen und Zuschauern schwindelig wurde.
Die Abteilung Musik und Gesang mit den live aufspielenden „Fassenachtcrafters“ Kai Sennewald, Armin Gruber und Yannick Schmidt, den Stimmungshelden Claudia Dimter und John McIntosh und den „Drei lustigen Zwei“, Simone Wilhelm, Angela Cercas und Pia Jost, in der Fastnachtsanstalt trieben den Fröhlichkeits-Pegel weiter in neue Höhen. Der allererste Auftritt war hingegen Luna Keller und Franziska Zerbian vorbehalten, die per Rap schon mal signalisierten, wer künftig bei den Großen den Ton mit angeben wird: Sie schafften es, mit Tempo, Witz und sicherem Gespür für Publikumsschwingungen den Saal zum Mitmachen zu motivieren, direkt ab 20.01 Uhr.
Und wenn die Technik doch mal nicht mitspielte? Dann tauchte umgehend Techniker Nils Kreitz auf und überbrückte mit lockerem Stand-up. Am Ende wurde sein Übermut, sogar den Sitzungspräsidenten ersetzen zu wollen, nicht belohnt. Stattdessen nahm er – angemessen in Abendrobe – als Elferratsdame an der Seite von Thorsten Heide Platz. Da kam schnell wieder neuer Schwung in den Saal, ebenso mit den Twirlingdamen der „Majorettes“, wobei die Altersspanne bei den zwei auftretenden Gruppen von 13 bis 30 Jahren auffiel. Apropos Altersspanne: Im erneut aufwändig gestalteten Gemeinschaftstanz, einem alters- und gruppenübergreifenden Tanzprojekt, zeigte der Humor-Musik-Verein gleich eingangs der Sitzungen, was Zusammenspiel der Kräfte konkret heißt. Sie zeigten in „Steampunk“, wie man eine visuell, technisch, tänzerisch und narrativ fein abgestimmte Show abliefert – der perfekte Vorgeschmack auf die Programmpunkte, die darauf folgten.
Und eben die Vorträge des HMV: Einmal mehr stach Colin Stein mit der Betrachtung des politischen und gesellschaftlichen Geschehens heraus. Er wusste genau, woher der Wind wehte, wenn sich in der breiten Gesellschaft etwas drehte. Er setzte Haltung, eine Portion fastnachtlicher Anarchie und den Spiegel gegenüber den „makers and shakers“ entgegen. Einen munteren Blick auf boomende Dating-Sendungen wagten Isabel Alvarez und René Kröller, die sich im Restaurant von Jacob „Jacques“ Burger erstmals trafen. Es musste einfach Liebe sein, denn der „Hochstädter trifft Frau“, im gleichnamigen Stück, und sie finden trotz all der Kontraste zwischen Eleganz und Plumpheit, Weltgewandtheit und dörflicher Bodenständigkeit zusammen, urkomisch herausgearbeitet durch alle drei Aktiven, die ihre Rollen „lebten“. Disney-Filmproduzenten können einpacken: Eine komischere und zugleich abwegigere Meerjungfrauengeschichte unter Wasser lässt sich kaum erfinden. Tintenfisch, Krebs, Seestern und viele andere Unterwasserkreaturen sorgten für flüssige und originelle Unterhaltung.
Junge Aktive geben den Takt an: So ist es beim Humor-Musik-Verein Tradition. Und die Tradition lebte kräftig auf, mit neuen jungen Gesichtern, bejubelten Bühnenprofis diesseits der 40 und in einem großen Finale mit der vereinseigenen Guggemusik-Gruppe „Hochstädter Lärmbelustigung“.

 

Bilder: R1 Fotografie Holger Stürtz (www.r1fotografie.com)